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Surfcampaufentlhalt und Kultur in der Vollmondnacht - Sri Lanka

Der nächste Tag begann natürlich um 7 Uhr mit Yoga. Dieses Mal war ich nicht die einzige Teilnehmerin, Jasmin, eine weitere Hostelbewohnerin (wie ich später erfuhr aus der Schweiz) war schon da. Und obwohl ein Mädchen aus meinem Zimmer sich fest vorgenommen hat mit zu kommen, hat sie es dann morgens doch nicht aus dem Bett geschafft *hihi*. Mich störte das natürlich nicht weiter, zu dritt ist es schließlich auch schön.


Nach dem Frühstück (heute entschied ich mich für die Cornflakes mit Joghurt und frischem Obst), holte mich Madu ab. Wir fuhren nach Weligama und gingen surfen. Mit uns war u. a. ein weiterer Lehrer von Surf Mania mit zwei Australierinnen im Wasser. Ungefähr 15 Minuten nachdem wir im Wasser waren, musste der andere Surflehrer ins Krankenhaus. Und das passierte so: er hielt das Softboard des einen Mädchens fest, während eine Welle kam. Die Welle war anscheinend etwas stärker und wirbelte das Brett durch Luft, dabei verletzte er sich an der Hand, als das Brett wieder im Wasser landete, kam es so dumm auf, dass es dem Surflehrer direkt entgegen schoss und ihn am Kopf traf. Er hatte ein ziemlich großes Loch in der Oberlippe, welches im Krankenhaus genäht werden musste. Eine Woche später traf ich ihn wieder. Wir unterhielten uns über den Zwischenfall und er meinte, wenn es ein Hardboard gewesen wäre, hätte es ihm den Kiefer gebrochen. Also immer vorsichtig sein und den Kopf schützen!!!

Die beiden Australierinnen surften dann bei mir mit weiter. Nun hatte ich zwar keinen persönlichen Surflehrer mehr, dafür aber die Möglichkeit auch mal allein ein Gefühl für die Wellen zu bekommen. Die Surfstunde ging ohne weiter Verletzungen zu Ende. Madu meinte, dass gleich die nächste Surfschülerin kommen würde, aber wenn ich will, könne ich gern noch länger im Wasser bleiben. Was für eine Frage, natürlich wollte ich. Tatsächlich gelang es mir inzwischen ganz gut, die kleinen Wellen mit dem langen Brett zu bekommen und ich hatte Spaß. Irgendwann kam dann auch mein Surflehrer zusammen mit der nächsten Surferin wieder ins Wasser. Sie war Italienerin und lebt in Basel (was für ein Zufall, da war ich letztes Wochenende erst), sie war mir extrem sympathisch. Sie war noch Anfängerin, hatte aber in den letzten Tagen schon ein paar Stunden und super viel Spaß auf dem Wasser. Sowas steckt natürlich total an. Als auch ihre Stunde zu Ende war, entschied auch ich mich das Wasser zu verlassen.


Was sich nun abspielte, war richtig verstörend. Am Strand gab es Streit. Zuerst waren es nur eine Hand voll Leute, doch innerhalb von Sekunden kamen immer mehr dazu, es wurde geschrieen und geschlagen. Als einer der Einheimischen sich eine Hacke holte und damit ins Gemenge rannte, dachte ich, dass ich meinen ersten Toten zu Gesicht bekomme. Aber die Leute kamen zur Vernunft und konnten den "Hackenmann" zurück halten.

Die Männer rannten in alle Richtungen auseinander und die "Massenschlägerei" war so schnell beendet, wie sie begonnen hatte. Madu erklärte uns anschließend, was vorgefallen ist. Angeblich hatte sich eine Gruppe Israelis selbst Unterricht gegeben, wahrscheinlich steckte mehr dahinter, aber darüber wurde nichts gesagt. Alle die hier mit den Touristen arbeiten, haben ein halbes Jahr Saison, d. h. sechs Monate um das Einkommen für das ganze Jahr zu erwirtschaften. Wahrscheinlich gehören die meisten Surflehrer ehr nicht zu den besser Verdienenden. Oft sind sie noch ziemlich jung und müssen auch für das Familieneinkommen sorgen, damit genug Geld für die Eltern, Großeltern und jüngere Geschwister da ist. Es geht also ums Überleben...


Nach diesem Schock gab es erstmal was zum Essen. Das ist immer ganz witzig bei Surf Mania. Meist holt einer Reis und Curry und alle bedienen sich. Man sitzt um einen kleinen Tisch herum und alle vermengen die einzelnen Zutaten mir der Hand und diesen Brei schiebt man sich dann in den Mund. Es ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber man wird schnell besser, allerdings werden die Einheimischen wahrscheinlich nie damit aufhören über die Touristen zu lachen (also nicht bösartig, ehr vergnügt).


Immer wieder tauchen Männer mit Würgeschlangen um den Hals und Affen an Leinen am Strand entlang. Sie gehen dann zu den Touristen, welche begeistert Fotos schießen und dann möchten sie natürlich Geld dafür. Ich ließ mit auf dieses Spiel ein, Madu schimpfte mich, weil ich ihm besser kein Geld gegeben hätte, aber ich hoffe einfach, dass er sich und seinen Tieren etwas zum Essen für das Geld kauft, letztendlich war es umgerechnet gerade mal ein Euro.


So langsam komme ich Pippi Langstrumpf näher ;) - Bella im Glück


Am späteren Nachmittag schnappte ich mir nochmal ein Brett und ging allein Surfen. Es hat schon so seine Vorteile, wenn man einen guten Draht zum Surflehrer hat.

Immer samstags veranstaltet Surf Mania eine Strandparty mit Lagefeuer, DJ, einem alten Schiffswrack als Bar und allem was so dazu gehört. Die Jungs von Surf Mania waren da, Ayse und Jasmin waren auch da, aber irgendwie kam bei mir keine Stimmung auf. Wahrscheinlich lag es an der Elektromusik, die hier auf fast jeder Party gespielt wird. Damit kann ich nicht wirklich viel anfangen... natürlich war ich früher auch oft in Clubs in denen solche Musik lief, aber hier komm ich da einfach nicht ran. Madu brachte mich noch vor Mitternacht ins Hostel. Dann fuhr er wieder zur Party zurück und offenbar wurde noch wild gefeiert, denn am nächsten Morgen stand ich um 7:30 Uhr (wir hatten abgesprochen, dass wir etwas später als sonst beginnen) ganz allein auf der Dachterrasse. Aber da ich mich nun einmal aus dem Bett gequält hatte, machte ich auch ein paar Übungen, danach ab unter die Dusche und zum Frühstück. Gegen Mittag kam Madu um mich zum Surfen abzuholen. Er sah auch müde aus, so kam es, dass ich wieder allein ins Wasser bin. Das störte mich allerdings gar nicht, denn so langsam bekam ich ein Gefühl für das Brett und die Wellen.


Heute war ein besonderer Tag, es war Vollmondtag. Das ist im Buddhismus ein Feiertag. Madu wollte mich am Abend mit zur Zeremonie nehmen. Er sagte, ich solle am besten etwas in weiß anziehen und es darf nicht zu kurz sein. Naja, weiße Sachen sind jetzt nicht unbedingt so mein Fall, erst recht nicht auf einer 10-wöchigen Reise in Südostasien, aber ich hatte etwas hellgraues, das musste auch gehen. Madu holte mich am Hostel ab, da er sich noch duschen und umziehen musste, fuhren wir zu ihm nach Hause. Hier lernte ich seine Eltern und seine jüngeren Geschwister kennen. Alle machten ganz große Augen und kicherten die ganze Zeit, ich kam mir ein bisschen komisch vor, aber dennoch sehr willkommen. Wir unterhielten uns ein bisschen, aber keiner wusste so richtig was zu sagen. Da wurden kurzerhand die Nachbarn dazu gerufen, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Wir saßen alle im "Wohnzimmer". In Deutschland würde dieser Raum auch locker als Garage durchgehen. Der Boder war aus Beton, die Wände und Decke waren weiß gestrichen, es hing ein Flachbildfernseher an der Wand, das Fenster war mit einem großen Tuch verhangen, die Tür stand offen, wir saßen auf Plastikstühlen, und man konnte ohne den Raum zu verlassen entspannt mit den Nachbarn reden. Diese kamen natürlich auch gleich um mich anzusehen (jetzt habe ich eine Idee davon, wie sich Tiere im Zoo fühlen). Aber alle freuten sich und waren sehr nett (glaube ich). Madu brauchte auch gar nicht so lange und wir brachen auf und fuhren zu seiner Cousine. Hier spielte sich ein ähnliches Szenario wie bei ihm zu Hause ab und ich überlegte kurz wie sowas in Deutschland laufen würde, aber da unsere Häuser so gut isoliert sind, würden wahrscheinlich nur heimlich Fotos mit dem Smartphone geschossen werden und die dann an Freunde verschickt werden.

Irgendwann kamen Madus Freunde. Mit denen fuhren wir in einen kleinen Ort, der gefühlt zwei Stunden Fahrtzeit mit dem Scooter entfernt lag. Hier waren wir zum Abendessen eingeladen. Es war so, dass ich mit sechs Jungs zusammen im Wohnzimmer saß (hier gab es sogar ein Sofa und Sessel) und wir uns das Essen schmecken ließen. Die Familie, die uns eingeladen hatte, war die der Freundin eines Freundes von Madu und sie servierten uns die leckersten Sachen, aßen aber selbst nicht mit. Ich kam mir schon wieder komisch vor. Die Jungs lachten sich beim Essen halb kaputt und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie über mich lachten, oder sie waren einfach nur bekifft ;) Nach dem Essen saßen wir noch draußen, hörten dem Wald zu und den Grillen, weiter entfernt hörte man die Gebete aus dem Tempel. Dahin brachen wir alle nach 23 Uhr auch auf.


Madu erklärte mir, dass es nicht üblich ist, dass die Mädchen hier in Sri Lanka feiern gehen oder abends noch ausgehen. Aber am Vollmondtag gehen alle in den Tempel, also auch die Mädchen mit ihren Familien. Es ist dann fast so eine Art Brautschau, die hier stattfindet. Wenn Madu mir nicht davon erzählt hätte, wäre mir das nicht aufgefallen.

Wir gingen also in Richtung Tempel durch Straßen bei denen man hätte denken können, es sei Jahrmarkt. Hier war ein Verkaufsstand an dem anderen, es gab unterschiedlichstes Essen, Spielzeug, Klamotten, Haushaltsutensilien usw. Die Straße war voller Menschen und dann sahen wir die Tempelanlage. Sie war mit unzähligen Lichterketten geschmückt und alle pilgerten diesen Lichtern entgegen.

Der buddhistische Tempel erstrahlt am Vollmondstag - Bella im Glück

Vor dem Gelände des Tempels zieht man seine Schuhe aus. Ich hatte ein paar Bedenken meine FlipFlops hier unter den Tausenden von anderen Flipflpos wieder zu finden. Die Anlage war groß, überall standen verschiedenen Schreine, welche von den Besuchern mit Blüten bedeckt wurden, an denen Gebetet wurde und Kerzen und Räucherstäbe entzündet wurden. Wir hielten uns ungefähr eine halbe Stunde in der Anlage auf, dann ging es zurück zu unseren Schuhen und siehe da, es war ganz einfach sie zu finden, sie lagen noch an derselben Stelle, an der wir sie abgestellt hatten (ich habe noch nie so viele Flipflops gesehen).


Wir gingen wieder durch die Jahrmarktsstraße und mussten noch eine ganze Weile warten. Vollmond war ja erst am 21. Januar, also ging der spannendste Teil des ganzen Abends auch erst nach Mitternacht los. Keine Ahnung, wo der Umzug begonnen hatte, aber als die Parade bei uns angekommen war, sahen einige der Darsteller schon sehr fertig und mitgenommen aus. Trotzdem war es sensationell, am beeindruckendsten fand ich die drei riesigen Elefanten. Natürlich meldet sich da gleich wieder die Tierschützeralarmglocke... Die Elefanten hatten Metallketten am Körper hängen, die sicher nicht als Schmuck gedacht waren. Aber auch das gehört hier offensichtlich zum Ausleben des Glaubens dazu.




Festumzug zu Poya, Sri Lanka - Bella im Glück

Elefant beim Festumzug zu Poya, Sri Lanka - Bella im Glück

Elefant beim Festumzug zu Poya, Sri Lanka - Bella im Glück


Festumzug zu Poya, Sri Lanka - Bella im Glück

Nachdem der Festumzug vorbei war, machten wir uns wieder auf den Rückweg. Gegen drei Uhr fiel ich ins Bett, den Wecker schaltete ich aus, Yoga sollte gern ohne mich stattfinden. Bei meinem späten Frühstück traf ich Ayse (meine Yogalehrerin) und berichtete ihr von der letzten Nacht. Das hätte sie auch gern miterlebt. Naja, der nächste Vollmond kommt mit Sicherheit.

Madu holte mich am zeitigen Nachmittag zum Surfen ab. Er hatte nicht das Glück, dass er ausschlafen konnte und so steckte ihm die letzte Nacht noch in den Knochen. Ich ging wieder allein surfen und er schlief noch ein bisschen am Strand. Das zog sich dann auch in den weiteren Tagen so hin. Mich störte das wenig, ich hatte auch so meinen Spaß und surfte bis kurz vor Sonnenuntergang...


Sonnenuntergang in Weligama, Sri Lanka - Bella im Glück

Surf Mania in Weligama, Sri Lanka - Bella im Glück

Skypainting nach dem Sonnenuntergang in Weligama, Sri Lanka - Bella im Glück

WoW - Bella im Glück

Meine letzten Tage im "Surfcamp" verliefen ohne Aufregung, morgens Yoga, danach Frühstück, dann Surfen, Abendessen und schlafen gehen :)


Am Mittwoch war mein letzter Tag im Space Garden. Ich frühstückte zusammen mit Jasmin und weil ich immer noch nicht das einheimische Frühstück probiert hatte, bestellte bestellten wir beide String Hoppers. Wir bekamen Toast mit Marmelade und Eiern. Jasmin meinte, die bringen unsere Bestellung noch. Das war ihr bereits öfter passiert, dass sie hier zwei Frühstücke serviert bekam, obwohl sie natürlich nur eins bestellte. Also aß ich erstmal nur die Eier, ich wollte ja nicht komplett satt sein, wenn dann endlich das richtige Essen kam. Um elf wollte mich Madu abholen und so langsam wurde ich unruhig. Der Koffer war noch nicht fertig gepackt und es war bereits um zehn. Inzwischen hatte sich auch Ayse zu uns gesellt und wir unterhielten uns über Gott und die Welt. Ich war schon drauf und dran den Tisch zu verlassen, da kam unsere Bestellung String Hoppers Reis und Curry und Ei. Es war super lecker, aber da komm ich nur ganz schwer aus meiner Haut, ich bevorzuge einfach ein süßes Frühstück. Da Madu eh nicht rechtzeitig erscheinen würde blieb mir noch genug Zeit zum Koffer packen. Da gab es ja auch nicht wirklich viel zu packen :)

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