Nun saß ich hier in meinem "Surfcamp" Cafe und wartete, dass irgendwas passiert. Nach einer ganzen Weile, in der ich immer wieder erwartungsvoll alle Leute ansah, die meinem Tisch irgendwie näher kamen, sagte mir ein Angestellter, dass der Chef zu Hause sei, er ihn aber anrufen würde, damit er vorbei kommt. Anreise sei normalerweise erst 14 Uhr. Ups, dass habe ich wohl überlesen. Man bot mir Tee und Frühstück an, aber da ich mir noch gar nicht so sicher war, ob ich hier überhaupt richtig bin, nahm ich nur den Tee.
Einige Zeit später kam der Chef dann auch. Er begrüßte mich sehr freundlich und sagte mir, dass ich bereits früher einchecken kann, da mein Bett schon fertig sei. Auch er bot mir nochmals Frühstück an, aber ich lehnte dankend ab, ich war zu müde um etwas zu essen. Er erklärte mir, dass die Yogastunden immer morgens um sieben und abends um 17 Uhr auf der Dachterrasse stattfinden. Der Surfunterricht würde dann erst am Freitag starten. Nun brachte er mich zu meinem Zimmer. Ich war in einem Vier-Bett-Zimmer untergebracht, in dem nur Mädels wohnten. Der Spind war recht groß, aber da ich eines der oberen Betten hatte und damit auch den oberen Spind, entschloss ich mich nur Wertgegenstände im Spind zu verstauen und den Koffer einfach draußen zu lassen. Zum Glück waren die Spinde mit Schlüsseln, da ich ganz vergessen hatte mir ein eigenes Schloss einzupacken. Allerdings schien es eine sehr vertrauenswürdige Unterkunft zu sein, da die anderen Mädels ihren Spind gar nicht nutzten und eigentlich all ihre Sachen im Zimmer verteilt waren. Ganz egal, ich war zufrieden. Die Klimaanlage war auf 22°C eingestellt, das war mir natürlich zu kalt, also korrigierte ich auf 26°C und kletterte erstmal in mein Bett um ein bisschen zu schlafen. Als ich aufwachte war es zeitiger Nachmittag und ich entschloss mich, die Gegend ein bisschen zu erkunden. Beim Blick aus dem Laubengang auf die Straße fiel mir ein Oldtimer auf, der vor dem Haus parkte. Sowas hätte ich vielleicht in Kuba erwartet, aber nicht hier.
Ich beschloss erstmal an den Strand zu gehen. Der war gleich um die Ecke. Die Straßen waren voll mit Touristen, es gab viele Cafes, Restaurants und Läden. Der Verkehr, für Mitteleuropäer das reinste Chaos. Erstmal wird hier auf der anderen Seite gefahren und es wird auch bei Gegenverkehr überholt, geht ja auch irgendwie (Bei diesem Satz liegt meine Stirn in tiefen Falten!!!)... Autos gibt es hier nicht sooo viele, aber dafür TuckTucks und Roller und Busse. Wenn man sich die Verkehrsteilnehmer eine Weile ansieht, zwingt sich einem die Vermutung auf, dass die glauben, sie seien unverwundbar. Mir wird es schon anders, wenn ich hier nur die Straße überqueren will. Aber, ich habe es ohne Zwischenfälle zum Strand geschafft und hielt meine Füße ins super warme Wasser.
Hier waren auch ein paar Surfer am Ende der Bucht, welche sich die recht kleinen Wellen schnappten. So langsam bin ich angekommen, hier im Urlaub in Südostasien :D
Nachdem ich den Surfern eine Weile zugesehen hatte, machte ich mich auf den Rückweg, schließlich wollte ich um 17 Uhr beim Yoga auf der Dachterrasse dabei sein. Ich war, neben Ayse meiner türkischstämmigen Yogalehrerin, die Einzige hier oben. Wow, mit Privatunterricht hatte ich ja nicht gerechnet, aber da will ich mich auch gar nicht beschweren. Mein Englisch ist echt nicht gut, aber ich konnte Ayse sehr gut folgen, da sie sich auf mich einstellte und ich "abgucken" konnte. Nun hat ja die Vorstellung von Yoga auf einer Dachterrasse auch irgendetwas Romantisches, wenn man sich das so vorstellt. Allerdings ist es nicht ganz so, den in meiner Vorstellung ist der Straßenlärm nicht vorhanden. Da das Hostel, also mein "Surfcamp" mitten in der Touristenhochburg Mirissa ist, gibt es hier nicht das Meeresrauschen zum Yoga, wie vor zwei Jahren in meinem Luxussurfcamp in Nicaragua. Aber dafür ist es auch mal so um die 1000 Euro günstiger, also will ich mich auch gar nicht beschweren.
Beim Yoga war ich ganz schön ins Schwitzen gekommen, also holte ich mir im Erdgeschoss erstmal eine kalte Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. Shehan der Chef fragte mich auch gleich, ob ich jetzt Abendessen haben möchte. Dies verneinte ich allerdings, weil ich erstmal duschen wollte. Die Duschen hatten warmes Wasser, auch wenn das bei den Temperaturen um die 30°C nicht nötig gewesen wäre, so freute ich mich trotzdem. Seit meinem letzten Winter im Bulli in Portugal/Spanien ist mir das Gold wert.
Danach gab es Abendessen. Die Portion war echt groß, aber da ich seit dem Flugzeug eigentlich nur noch Kleinigkeiten gegessen hatte, war das echt okay, und sooo lecker.
Als ich fertig gegessen hatte, merkte ich , dass alle Energie direkt den Weg zum Magen nahm um dort mit der Verdauungsarbeit zu beginnen. Ich war schon wieder müde, doch bevor ich ins Bett kletterte, ging ich nochmal auf die Dachterrasse.
So war der erste Tag meines Asienabenteuers auch schon vorbei und ich freute mich auf den nächsten Tag, denn dann ging es endlich zum Surfen.
Erste Herausforderung des Tages, Yoga um 7 Uhr morgens. Das habe ich ganz gut gemeistert. Danach musste ich allerdings direkt unter die Dusche, denn es war trotz zeitigem Aufstehens schon recht warm und so ein bisschen anstrengend war es natürlich auch. Danach gab es Frühstück, da hatte ich eine kleine Auswahl, die mich allerdings etwas überforderte. Die Empfehlung meiner Tischgenossin fiel auf das europäische Frühstück mit Toast, Marmelade und Eiern. Das war nicht schlecht, aber ich nahm mir vor in den nächsten Tagen auch die anderen Sachen auszuprobieren. Das Frühstück nahm ich auf der Terrasse im Erdgeschoss ein. Hier hat man einen Blick auf einen Fluss oder See, der direkt angrenzt. Da bewegte sich eine ganze Menge darin und ich dachte da seinen auch Krokodile, aber meine Tischgenossin klärte mich auf, dass dies nur Lizzards (also Echsen) sind. Tatsächlich, als es näher kam erkannte auch ich, dass das kein Krokodil ist.
Nach dem Frühstück fragte mich Shehan, wann ich zum Surfen wolle. So schnell wie möglich natürlich! Ungefähr eine halbe Stunde später saß ich im Tuktuk (eine Autorikscha) und wurde nach Weligama gebracht. Offensichtlich war ich die Einzige im "Surfcamp". Am Strand von Weligama gibt es eine Surfschule an der Anderen. Ich wurde zu Surf Mania gebracht. Hier wurde ich wieder sehr freundlich begrüßt, füllte einen Zettel aus und dann hatte Madu, mein Surflehrer auch schon ein Softboard bereitgelegt. Die Wellen überzeugten jetzt nicht unbedingt durch ihre atemberaubende Größe, aber ein Anfängerbrett wollte ich trotzdem nicht unbedingt haben. Ich sagte also, dass ich gern ein Hardboard haben möchte. Nachdem wir kurz besprachen, wie lange ich surfte, bekam ich ein 8 2er Brett und Madu ging mir mir ins Wasser.... Wow, auch hier gab es einen Privatlehrer, nicht schlecht. Allerdings war es echt voll im LineUp und auch davor und eigentlich überall... Es kam, wie es kommen musste, ich surfte parallel zu einem anderen Surfer, er flog vom Brett und das knallte mir voll vors Schienbein. Autsch, das tat weh, aber ich stand noch. Nachdem ich wieder ins LineUp zurück gepaddelt war, nahmen wir mein Schienbein in Augenschein, eine dicke Beule und eine kleine Platzwunde waren das Resultat des Zusammenstoßes. Madu wollte wissen, ob ich das erstmal Verarzten möchte, aber da es fast gar nicht blutete und man nun ja eh nix mehr ändern konnte, verneinte ich.
Aber anscheinend war es Madu doch irgendwie zu unsicher mit mir im LineUp. Er brachte sein Brett nach draußen und anschließend gingen wir dazu über, dass er mich in die Wellen stieß und mir immer das Kommando zum Aufstehen gab. Normalerweise bin ich ja etwas kürzere Bretter gewöhnt. Zuletzt surfte ich mir einem 7 6er in Portugal. Mir fehlte hier allerdings jegliches Gefühl für Brett und Welle. Ich bekam zwar einige auch ohne Unterstützung, aber irgendwie stellte sich trotzdem nicht so das Gefühl dafür ein. Wir waren ungefähr eine Stunde auf dem Wasser. Ich wäre gern noch ein bisschen länger geblieben, aber das war wohl meine Buchung....
Als ich dann am Strand saß, fragte ich mich, ob gleich ein Tuktuk kommen würde und mich wieder zum Hostel zurück bringen würde, oder wie genau das ablaufen würde. Ich hatte weder Telefon noch Geld dabei, aber darum wollte ich mir im Augenblick keine Gedanken machen, schließlich bin ich im Urlaub. Irgendwann fragte ich Madu dann doch, wie das so geregelt ist und er sagte mir, dass er mich zurück bringen würde. Okay. Kurz darauf saß ich hinten auf seinem Scooter (Motorroller) ließ mir den Wind um die Nase wehen und wurde "nach Hause" gebracht. Madu kündigte sich für den Sonnenuntergang an und da ich eh noch niemanden kannte, willigte ich spontan ein.
Shehan erwartete mich bereits und fragte, ob ich jetzt Mittagessen wollte... Wollte ich? Wie spät war es eigentlich? Hunger hatte ich eigentlich keinen, aber auf der Speisekarte hatte ich am Vorabend bereits gesehen, dass es auch Salat gab. Den bestellte ich kurzerhand. Es dauerte recht lange, eh das Essen kam, aber dafür war es wieder sehr lecker, das Dressing war selbst gemacht...
Inzwischen war es fast vier Uhr nachmittags und ich bereitete mich ganz entspannt auf Yoga vor. Als es soweit war, Traf ich Ayse wieder allein auf der Dachterrasse an. Es war noch wärmer als am Morgen. Die Sonne hat den ganzen Tag auf den Boden geschienen und ihn gut erwärmt. Als ich am Ende in Entspannungspose auf der Matte lag, dachte ich mir, so ähnlich ist sicher eine Hot-Stone-Massage.
Pünktlichkeit wird ja in den wenigsten Ländern sooo ernst genommen, wie in Deutschland. Ich wartete also eine ganze Weile auf Madu. Zum Sonnenuntergang würden wir es wohl nicht mehr schaffen. Allerdings war das nicht so schlimm. Der Himmel war ziemlich bewölkt und man sah die Sonne nicht im Meer versinken. Allerdings wäre der Ort den mir Madu dann zeigte, gut um genau das zu sehen. Ein paar Surfer waren noch auf dem Wasser und nahmen die letzten Wellen im Dämmerlicht.
Madu erzählte mir, dass er 23 Jahre ist und mir seiner Familie zusammen wohnt. Wir erzählten noch eine Ganze Weile. Dann brachte er mich zum Hostel zurück und erklärte mir, dass er mich am nächsten Morgen zum Surfen abholen würde. In den nächsten Tagen war das dann immer so. Madu wurde ein guter Freund und mein ganz persönlicher Touristenführer.