Es war Freitag und ich verließ den Bergbauernhof im Schnalstal in Südtirol (Italien), denn ich war zum Paddeln in Österreich verabredet. Das Wetter wurde wieder besser und die Sonne schien als ich in Haiming am Inn ankam. Ein Stellplatz für die Nacht war schnell gefunden, direkt zwischen dem Inn und der Geierwand ist ein Wanderparkplatz - perfekt für mich :) Ich ließ den Tag gemütlich zu Ende gehen, ein bisschen was essen, Gitarre üben und vor mich hinsingen. Wolken zogen am Nachthimmel entlang und ich konnte sogar die ein oder andere Sternschnuppe bewundern.
Am nächsten Morgen gab's Frühstück und ein Buch, das hatte mir Matti mit auf den Bergbauernhof gebracht - vielen Dank dafür :) .
Da Sirko erst am späten Nachmittag ankam verbrachte ich meine Zeit mit Inlineskaten. Von Haiming ging es nach Mötz und wieder zurück. Die Sonne strahlte und es war sommerlich warm.
Der Plan war auf dem Campingplatz Oberland in Haiming zu wohnen, allerdings machte ich mich kundig und erfuhr, dass der Campingplatz mit ca. 15 Euro pro Person und Nacht preisintensiver war, als die Campingmöglichkeit bei der Rafting Alm. Hier kostete es nur 9,50 Euro pro Person und Nacht. Als Sirko ankam einigten wir uns darauf, bei der Rafting Alm zu wohnen. Als wir uns eingerichtet hatten, gingen wir in das Gasthaus. Bei mir gab es Käsespätzle - lecker. Die waren sehr lecker und nach der halben Portion war ich satt. Da wir ja vor Ort wohnten, musste ich das Essen nicht einpacken lassen, sondern habe es einfach mitnehmen können :)
Es gibt auch eine Sauna in der Anlage. Allerdings wurde an diesem Abend Junggesellenabschied gefeiert, da war die Sauna voll. Die Nacht verlief entsprechend laut, das lag wohl auch daran, dass die Autobahn in der Nähe war. Sirko war am nächsten Tag nicht sehr ausgeschlafen, aber wir sind trotzdem Paddeln gegangen. Die Imster Schlucht stand auf dem Plan. Dieses Stück ist als Wildwasser II bis III eingestuft und eignet sich mit seinen Wellen hervorragend zum "Warmpaddel". Schade war, dass wir nur einen Wasserstand von ca. 2,3 m hatten und damit die Wellen ehr klein ausfielen. Aber da wir schon ewig nicht mehr zusammen gepaddelt sind, war es eine gute Möglichkeit, herauszufinden, wie wir zu zweit auf dem Wasser harmonieren. Die 12 km lange Tour von Imst nach Haiming verlief problemlos und wir genossen den Rest des sonnigen Sonntags.
Wir waren tags zuvor nicht einkaufen, also mussten wir schon wieder essen gehen ;) Im Ort hatten wir eine Pizzeria gesehen und sind da hin gelaufen. Dummerweise war die geschlossen, also gingen wir weiter und weiter, bis wir zum Asia Palast kamen. Hier aß ich Lachs Bento, welches ich sehr empfehlen kann ( das Gericht bestand aus einer Vorsuppe, drei MiniFrühlingsrollen, einem Salat, Reis, Gemüse mit Lachs und Miniwindbeuteln).
Gut gefüllt gingen wir nach Hause. Die folgende Nacht war deutlich ruhiger, allerdings konnte Sirko aufgrund der Autobahnnähe wieder nicht richtig schlafen.
Wie auch am Sonntag frühstückten wir am Montag wieder im Gasthaus der Rafting Alm. Für 5 Euro gab es hier ein Frühstücksbuffet, das okay war. Danach ging es wieder auf den Inn um nochmals die Imster Schlucht zu Paddeln, dieses Mal mit etwas mehr Wasser und auch ein paar Wellen :) Auch diese Tour verlief wieder super und erfreulicherweise spielte auch das Wetter mit. Im Anschluss gingen wir einkaufen, denn Sirko wollte gern kochen. Es gab Shakshuka - super lecker!!!
Unsere aktuellen Mitbewohner hatten die tolle Idee ein Lagerfeuer zu machen. Das Problem dabei war, dass der Platz für das Feuer mehr oder weniger direkt neben Sirkos Zelt war. Er war super sauer und verbrachte die Nacht in seinem Stuhl am Inn. Die katastrophale Nacht sorgte bei uns am Dienstagmorgen noch für Stress. Wir entschlossen uns nun doch auf den Campingplatz zu ziehen. Das Gute an der Rafting Alm war nicht nur der Preis, sondern auch die Tatsache, dass der Paddelausstieg direkt vor der Tür war, so dass wir nicht shutteln mussten. Ich war also nicht erfreut, dass wir umzogen, aber es war wirklich zu laut in der Nacht. Beim Bezahlen gab es daher von mir ein gemischtes Feedback. John, der Chef, zeigte sich sehr kulant und erließ uns die Kosten der letzten Nacht.
Der Campingplatz Oberland in Haiming wunde also unser neues Zuhause. Jeder Service kostet hier extra, wenn er überhaupt vorhanden ist. Um duschen zu können, musste man sich Marken kaufen, um das WLAN zu nutzen, musste man einen Code für 5 Euro kaufen, der Kiosk, der ab 8 Uhr frische Brötchen verkaufte hatte tagelang geschlossen. Es waren nur noch sehr wenige Gäste hier, dennoch war es schwer einen Platz zu finden, welcher zwei Bäume hatte, um die Hängematte zu spannen... Alles an diesem Platz schrie mir "Spießer!" entgegen und ich tat mich schwer, mich hier wohl zu fühlen.
Der Umzug und das ganze Drumherum hatte relativ viel Zeit in Anspruch genommen, so dass wir an diesem Tag nicht mehr paddeln gingen. Statt dessen machten wir einen Ausflug, wir schauten uns Teile der morgigen Paddelstrecke auf der Ötztaler Ache an...
und erkundeten die Area 47. Das ist so eine Art Abenteuerspielplatz für Erwachsene. Am interessantesten fand ich die Wakeboardanlage.
Abends hat Sirko wieder gekocht, es gab Nudeln und Tomatensoße.
Am Mittwoch war es dann soweit, es ging auf die Untere Ötz. Dieser Abschnitt gilt als Wildwasser III bis IV und wir waren schon etwas nervös. Wir paddelten von Ötz bis nach Haiming (ca. 12 km). Sirko wollte mir eine gute Linie vorfahren. Das Problem dabei ist, dass wir sehr unterschiedliche Paddelstile haben. Er kommt aus dem Slalom und paddelt aktiv mit einem Stechpaddel im Canadier. Ich komme aus einer "Wasserwandergruppe" und paddle reaktiv in einem Kajak. Ich war also viel langsamer als er und als es in die Waldschlucht ging, hatte ich ihn aus den Augen verloren. Das ist nicht so schlimm, denn in all den Jahren, die ich inzwischen paddle, habe ich zum Glück Erfahrungen sammeln können, so dass ich keinen Vorfahrer brauchte. Doch ich übersah irgendwo einen Stein und der schubste mich kopfüber ins Wasser. Das veranlasste mich dazu, souverän beim ersten Versuch wieder hoch zu rollen :D
Wir paddelten diesen Abschnitt in den folgenden Tagen immer wieder. Manchmal trafen wir andere Paddler, so z. B. Simone. Sie kam allein die Slalomstrecke herunter gepaddelt. Da es immer gewisse Gefahren birgt allein zu paddeln, fragte ich sie, ob sie sich uns nicht anschließen wollte und so waren wir am Freitag zu dritt unterwegs. Friedl war einer unserer Nachbarn und er kam am Samstag mit uns paddeln. Das war der erste Tag, an dem ich mich entgegen Sirkos Warnungen in mein Spielboot (der Kurze) setzte um die Untere Ötz zu Paddeln. Wir hatten Niedrigwasser daher gab es keine gefräßigen Walzen oder Löcher. Am Einstieg in Ötz trafen wir auf Richy, er war allein und freute sich, dass er mit uns paddeln konnte.
Übrigens sind wir am Freitag nochmal umgezogen. Wir sind bei FrankySport untergekommen. Das war das beste Zuhause, welches wir in der ganzen Zeit hatten. Wir hatten ein Zimmer mit eigenem Klo und eigener Dusche. Es gab eine gut ausgestattete Küche und ein Wohnzimmer mit TV. Das Beste waren aber unsere Gastgeben Ines und Klaus. Wenn man mal davon absieht, dass wir 25 Euro pro Person und Nacht bezahlt haben, hatte man fast das Gefühl, dass man Freunde besucht. Die Beiden haben es geschafft, dass man sich einfach nur willkommen und wie zuhause fühlt.
Am Dienstag trat Sirko den Heimweg an, und ich den Aufstieg an der Geierwand. Der Klettersteig war recht einfach und versprach eine tolle Aussicht über das Inntal. Ich schaffte es unerwartet schnell nach oben, was allerdings auch gut war, denn nachdem ich mich ins Gipfelbuch eingeschrieben und den Abstieg begonnen hatte, sah ich, dass schlechtes Wetter aufzog. Der Abstieg war schwieriger als erwartet, da der Weg nicht wirklich befestigt war und man über Geröll wieder ins Tal rutschte. Ich war keine 5 Minuten vom Bus entfernt, als der erste Donner grollte. Kurz darauf gab es dicke Regentropfen. Ich glaubte, dass der Regen sicher gleich vorbei zog und stellte mich unter einem Baum unter. Doch der Regen ließ nicht nach und das Laubdach hielt nicht mehr stand. Als ich beim Bus ankam, hatte mich der Regen geduscht und der ganze Schweiß vom Klettersteig war weggespült. Ich trocknete mich ab und zog mich um. Mein Glück war, dass es noch sehr warm war, denn diese Nacht verbrachte ich wieder im Bus.
Am nächsten Morgen erinnerte nur noch die nasse Wiese an den Regen vom Vortag. Der Himmel war wieder blau und die Sonne strahlte. Ich drehte die letzten Runden mit den Inlineskates und verabschiedete mich dabei von Österreich, den Bergen und den Wildwasserbächen, bevor ich den Weg nach Deutschland antrat. Ich freue mich jetzt schon auf die nächste Saison :)