Endlich! Wildwasser auf der Soca - Slowenien
- Bella
- 5. Juni 2017
- 7 Min. Lesezeit
Von Italien waren es nicht mal mehr 30 km bis nach Bovec. Da ich zeitig wach wurde und mich gleich auf den Weg machte, konnte ich noch einen kleinen Halt an der Koritnica machen...


...und erreichte das "Kanu Camp Toni" rechtzeitig zum Frühstück. Die anderen hatten bereits die Tafel aufgebaut und ich schloss mich ihnen an. Wie gewohnt wurde besprochen, was gepaddelt werden soll. Das Wetter war sommerlich und wir entschieden uns für eine etwas längere Tour. Gegen 11 Uhr war es dann soweit, umgezogen und mit dem Boot auf der Schulter marschierten wir direkt vom Zeltplatz aus zum Wasser. Ich stieg an der Mündung der Koritnica ein und wir paddelten bis zum Ende der Friedhofsstrecke (die Soca lag viele Jahre im Kriegsgebiet, ich weiß nicht genau wer alles beteiligt war, aber es gab viele Tode und diese wurden in den Fluss geworfen. Auf der Friedhofsstrecke lagen dann oft die Leichen und daher kommt auch der Name dieses Flussabschnitts). Die Strecke war wirklich lang und anfangs sehr zahm, aber die Landschaft ließ keine Langeweile aufkommen. Der Wasserstand war niedrig und machte die Befahrung einfach. Nach dem Paddeln muss man seinen Energiehaushalt wieder richten, d. h. das Eis in Bovec war dringend erforderlich ;) Allerdings ist das Eis dem Eiscafe in Bovec nicht so mein Fall, es ist mir zu sahnig und die Geschmacksrichtungen zu wenig intensiv. Im Laufe des Nachmittags vergrößerte sich unsere Gruppe von 10 Personen auf 14. Nach dem Abendessen saßen wir noch gemütlich am Lagerfeuer und ließen den Tag ausklingen.

Am nächsten Morgen entschieden wir uns dazu die obere Soca zu paddeln. Das ist landschaftlich auch sehr schön und mit dem "Bunkerschwall" und dem "Felssturz" wird diese Strecke auch für Wildwasserpaddler interessant ;) Weiterhin gibt es die "Dritte Klamm", welche ich aber nicht gepaddelt habe, irgendwie sah sie mir bei diesem Wasserstand zu gefährlich aus. Das Problem war dann allerdings, dass ich sie umtragen musste und das ist nicht wirklich spaßig, da der "Weg" teilweise eher einer Kletterpartie gleicht. Außerdem wurden wir Zeuge, wie eine große Forelle geangelt wurde. So viel Publikum hatte der Angler wahrscheinlich auch noch nicht, doch als wir angepaddelt kamen, hatte sie gerade angebissen und da wollten wir natürlich erst weiterpaddeln, nachdem wir den Fang auch in Augenschein nehmen konnten. Es gab Applaus und dann ging es auch schon weiter flussabwärts bis zum Zeltplatz. Um die Routine zu pflegen, gab es für den Rest des Tages Entspannung und Nahrungsaufnahme *hihi*. An diesem Abend lagen auch auf unseren Tellern Forellen, welche über dem Lagerfeuer gebraten wurden *lecker*.
Der Mittwoch war relativ entspannt, denn ich paddelte "nur" die Friedhofsstrecke und zwar mit dem kleinen Boot. Bisher bin ich nur "Burn" (also mein Dickschiff) gefahren, weil der Sitz meines Spielbootes wohl geschrumpft sein musste, es war jedenfalls ziemlich eng ;) Das Geschleppe des letzten Tages hat mir allerdings gezeigt, dass so ein Spielboot definitiv Vorteile hat, es wiegt einfach weniger. Drei Leute paddelten noch die Koritnica, aber ich war zu faul und wollte nicht wieder in das Spielboot einsteigen, ich war froh, dass ich meine Beine wieder spürte, außerdem war mir der Wasserstand zu niedrig. Aus den letzten Jahren hatte ich die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, wenn man die Koritnica erst nach viel Regenwetter mit einem höheren Pegel paddelt. Als die Drei zurückkamen, berichteten sie, dass das Wasser ausreichend war und dass es kein "Stonehopping" war. Daraufhin hatte ich mich schon ein bisschen geärgert, nicht mitgepaddelt zu sein.



Am Donnerstag entschieden wir uns die Abseilstrecke zu paddeln. Diesen Abschnitt war ich erst ein oder zwei Mal gepaddelt, der Weg zum Wasser ist sehr weit und mit Boot auch nicht so gut begehbar, außerdem ist dieser Flussabschnitt teilweise etwas schwierig. Unerwarteterweise war der Weg zum Wasser gar nicht so schlimm, mag vielleicht auch daran liegen, dass ich das Spielboot dabei hatte und nicht das Dickschiff. Unten angekommen war ich mir allerdings nicht mehr so sicher, ob meine Bootswahl nicht doch falsch war. Denn die Eingangsstufe sah schon sehr gewaltig aus. Diese haben wir aber ausgelassen und sind einfach darunter eingestiegen, dann hatte ich einen kleinen Abfaller umtragen und die nächste schwierige Stelle haben wir uns lange angesehen. Als ich wieder ins Boot stieg, hatte ich die richtige Route im Kopf und paddelte als vorletzte los. Vom Boot aus sieht der Bach anders aus, als vom Land und plötzlich tauchte da ein Loch auf, dass ich so gar nicht im Kopf hatte. Ich hatte aber keine Wahl mehr, also fuhr ich hinein, bekam Heckwasser und mein Boot kerzelte und ich konnte mir den Himmel ansehen. Wenn es gewollt gewesen wäre, dann wäre das ein ziemlich cooler Trick gewesen. War es aber nicht, denn ich saß fest, versuchte zu Rollen, aber merkte, dass ich hier festsaß :( Es war also Zeit, das Boot zu verlassen. Okay, ich war draußen, aber mein Boot war immernoch im Loch und machte keine Anstalten wieder raus zu kommen. Also zog und zerrte ich, bis ich es endlich raus bekam. Andi stand schon mit seinem Wurfsack bereit um mich zu retten :) Ich fasste das Seil, aber es war klar, dass wir es nicht schaffen würden, mich und das Boot so ans Ufer zu bekommen, also ließ ich es los. Die Anderen standen weiter unten schon bereit und nahmen es in Empfang. Auf dem Weg zu meinem Boot begegnete ich Mike, auch er war gekentert und hatte sein Boot verlassen, nur dass sein Boot weiter oben am Fluss auf ihn wartete, er ging also noch oben und ich nach unten, wir klatschten ab. Keinem war etwas passiert :) Der Rest der Strecke verlief gut. Als ich mit meinem Boot bei den Autos ankam, sagten die Anderen, dass sie noch den Friedhof paddeln wollten. Eigentlich stand für mich fest, dass ich genug gepaddelt sei, aber ich wurde überredet und da so schönes Wetter war und die Abseilstrecke nicht wirklich lang ist, machte es auch Sinn und wir hatten auch noch Spaß auf dem Friedhof. Wieder am Zeltplatz angekommen, war allerdings nicht mehr viel mit mir anzufangen. Ein Großteil der Gruppe, ging zum Essen nach Bovec, aber ich fühlte mich nicht mehr in der Lage dazu den Berg nach Bovec zu "erklimmen" und ordentlich in einem Restaurant zu Essen. Lieber kochte ich zusammen mit Bernhard und machte es mir in meinem Campingstuhl gemütlich.
Freitag hätte mir paddelfreier Tag sicher auch gut getan, aber da nur der Friedhof auf dem Programm stand, schnappte ich mir mein Spielboot und fuhr mit. Ein leichter Muskelkater war im Bizeps zu spüren, aber bei dem schönen Wetter ist Paddeln einfach das beste, was man machen kann. Bisher war wenig auf dem Zeltplatz los, doch Pfingsten findet jedes Jahr das Paddeltestival statt und die ersten Aussteller waren inzwischen angereist und auch die Gäste wurden langsam zahlreicher.

Samstag war auch unsere Gruppe um einen Paddler größer. Beim Testival kann man (wie der Name schon sagt) Paddelausrüstung ausprobieren. So sahen wir uns einige Boote an, Sven entschied sich für ein großes Boot, denn er ist ein großer Mann. Das Boot war so groß, dass es mir fast wie ein Hausboot vorkam ;)

Nachdem alle ihre Bootswahl gemacht hatten (ich nahm mein Spielboot), paddelten wir erneut den Friedhof. Ich finde, das ist eine der schönsten Strecken der Soca. Man hat schwierigere Stellen, aber daraufhin hat man auch immer wieder kurze Strecken, an denen man sich erholen und durchatmen kann. Man kann mit dem Auto direkt ans Wasser fahren, und muss die Boote nicht weit tragen. Am Ausstieg muss man zwar einen Berg hoch, aber da diese Strecke auch von Rafts befahren wird, ist der Weg breit und gut ausgebaut. Da es die ganze Zeit nicht regnete, veränderte sich die Strecke auch immer ein kleines bisschen, weil der Wasserstand sank. Ein Teil unserer Gruppe ging wieder Essen, aber ich blieb zusammen mit Bernhard und Felix auf dem Zeltplatz und wir machten ein super leckeres Essen. Felix machte einen Salat, Bernhard machte Feta-Gemüse-Päckchen und Fleisch auf dem Grill und ich machte eine Gemüsepfanne. Wie fast jeden Abend gab es ein Lagerfeuer und im Zuge des Testivals gab es einen Foto-Filme-Abend von Norbert (www.Ecuator-Kajak.com) mit vielen spannenden Geschichten rund ums Paddeln auf der ganzen Welt.

Welch eine Überraschung, auch am Sonntag paddelten wir den Friedhof. Da Bernhard seine "zwei Mädels" Katja und Nathalie dabei hatte, paddelte er nicht jeden Tag mit uns. Sie gingen wandern und erkundeten die Umgebung. Bereits beim Frühstück sagte er, dass er gern nachmittags die Koritnica paddeln wollte und die taten wir dann auch. Ich war erstaunt, denn trotz niedrigen Wasserstandes machte das Paddeln sehr viel Spaß und ich hatte wesentlich weniger Grundberührungen wie befürchtet. An einem Abfaller fiel ich sogar ins Wasser. Auf einem Bach mit sowenig Wasser bracht man in so einem Fall Geduld. Ich versuchte zu rollen, kam aber nicht beim ersten mal nach oben. Immer wieder krachte ich mit meinem Helm auf Steine, doch irgendwann kam der richtige Moment und das Wasser war tief genug um ordentlich zu rollen. Es klappte und ich freute mich. Es wäre nicht gut gewesen hier auszusteigen, da man sich leicht blaue Flecke in dem flachen Wasser zuzieht und außerdem war das Wasser richtig kalt. So habe ich vielleicht ein zwei Kratzer mehr am Helm, aber sonst war alles super.

Um die Soca und die Koritnica paddeln zu dürfen, benötigt man eine Erlaubnis. Die "Permit" kann man aktuell tageweise für 3 Euro, wochenweise für 16 Euro, oder auch monatsweise kaufen. Am Montag war meine Wochenpermit abgelaufen und zusammen mit Lucky blieb ich auf dem Campingplatz. Lucky nutzte die Zeit zum Packen, ich setzte mich an den Laptop um den Blog wieder aufzufrischen. Für die meisten ging der Urlaub nun zu Ende und unsere Gruppe wurde um sieben Personen kleiner. Anscheinend hatten sie auch das gute Wetter eingepackt, denn seit langem regnete und gewitterte es. Doch Petrus hatte Erbarmen und gönnte uns ein letztes Lagerfeuer.



Am Dienstagmorgen verabschiedeten sich die nächsten. Die meisten werde ich wahrscheinlich ein Jahr oder sogar länger nicht sehen. Lucky kommt allerdings bereits im Juli wieder zurück nach Slowenien und dann werden wir erneut zusammen die Soca bepaddeln :) Da Bernhards Permit noch nicht abgelaufen war und Mike auch noch eine gültige Permit hatte, schlossen wir uns unseren Campingnachbarn an und paddelten vorerst ein letztes Mal den Friedhof. Der Himmel war wolkenverhangen und ungefähr nach zwei Dritteln der Strecke fing es an zu regnen. Einzelne Blitze zuckten auf und der Donner grollte durch das Tal, als wir am Auto ankamen, schüttete es wie aus Kübeln. Der Abschied brachte den Himmel zum Weinen.

Mein Plan war über Italien, wieder nach Österreich zu fahren. Da der Wetterbericht auch für die nächsten Tage keine großartige Besserung vorhersagte, entschloss sich auch Mike dazu den Urlaub etwas vorzeitig abzubrechen und den Heimweg anzutreten. Nur noch eine warme Dusche, etwas essen und ein paar Handgriffe und das Bella-im-Glück-Mobil rollte wieder. Als der Regen aufhörte, gab es Abendessen kurz vor Tarvisio an einem See in Italien :)



Danach noch ein bisschen weiter um eine gute Stelle zum Übernachten zu finden (am See parkten relativ viele Camper und der Platz hatte keine richtige Toilette, daher wollte ich hier nicht bleiben).
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